25.07.2024
Die SchülerWerft aus Storkow auf dem Innovationstag Mittelstand
Ein Sommertag in Berlin-Pankow. Neben vertikalen Pflanzmodulen und neuartigen Flugzeugmodellen zwischen blau-weiß-schwarz gekleideten Besucher:innen präsentiert sich die Schüler:innenfirma SchülerWerft der Europaschule Storkow.
Ihre blau-weißen Teamshirts passen zum Einheitslook und trotzdem bringen Paul, Philipp, Jannic und Herr Jänisch eine gewisse Lässigkeit in die Runde – ohne Schnörkel, ganz konkret und beeindruckend fachlich erzählen die drei Schüler von den Produkten ihrer Schüler:innenfirma: „Das ist eine Ladesäule für E-Bikes. Vor allem für Rentner. Wenn sie nicht mehr ganz so in Schuss sind, können sie sich an dem Geländer der Säule festhalten. Eigentlich ist das Geländer aber da, damit sie ihre Fahrräder beim Laden anschließen können“, erklärt Paul. Die Schüler:innenfirma hat außerdem schon Ladestationen gebaut, die gleichzeitig als Wegweiser genutzt werden können und somit multifunktional eingesetzt werden.
In der siebten Klasse hätten sie bei der Schüler:innenfirma, die mittlerweile in der dritten Generation arbeitet, erstmal zugeguckt, dann einfach mal mitgemacht. Jetzt sind die drei Jungs fester Bestandteil der Schüler:innenfirma, bringen sich sowohl in der Holzwerkstatt als auch in der Elektrowerkstatt ein und bauen die Ladestation, entwickeln sie weiter und wirken gleichzeitig mit bei der Restauration eines Kutters, der 2024 in die Spree stechen soll.
„Welche Berufe seht ihr denn eigentlich in der Zukunft für euch?“, fragt ein Standbesucher neugierig. „Pilot!“, „Veranstaltungstechniker!“, rufen Jannic aus der 9. Klasse und Paul aus der 8. Sie wissen, was sie wollen, was sie begeistert, was sie können. „Und was ist euer Ziel mit der Schülerfirma?“ „Fertig werden. Wir wollen unsere Produkte fertigstellen. In unserem Tempo. Und wenn wir etwas fertigstellen, unseren Bauwagen zum Beispiel, dann machen wir Party. Wir feiern das. Wenn unser Boot auf der Spree fährt, dann kommen alle 42 Schüler:innen, die da über die Zeit mitgewirkt haben, mit an Bord, auch die ehemaligen Mitarbeitenden.“
Und wie sehen die drei ihre Rolle in der Schüler:innenfirma? „Wir sind die Leute mit Hirnschmalz. Mit der Idee“, antwortet Jannic. „Wenn unsere Idee gut ankommt, arbeiten wir mit größeren Partnern zusammen für den Vertrieb. Unser Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Wir können den Schrank reparieren, den sonst niemand mehr repariert, weil wir nicht den Millionen hinterherjagen, sondern das für die gute Sache machen.“ Er fügt hinzu: „Wir sind dankbar, dass Herr Jänisch uns das alles machen lässt. Wir haben gelernt, unsere Chancen zu nutzen und Prioritäten zu setzen.“ Alle drei grinsen stolz.
Herr Jänisch ergänzt: „Viele denken bei Schülerfirma immer an Buchhaltung und Arbeit in Abteilungen. Bei uns steht im Vordergrund: Einfach machen. Niedrigschwellig. Der große Mehrwert der Schülerfirmenarbeit ist, dass die Schüler:innen sich selbst entfalten. Sie haben durch die Tätigkeit in der Schülerfirma einen Grund, in der Schule sein zu WOLLEN, statt in der Schule sein zu MÜSSEN. Und wenn ein Schüler merkt: In der Werkstatt zu arbeiten, ist nicht mein Ding – dann ist das auch gut. Es ist gut, zu wissen, was man nicht will.“
Er erklärt, dass ihre Einnahmen zu einem Drittel in die Schüler:innenfirma re-investiert werden, ein Drittel dem Förderverein zukommt und ein Drittel als Gutschein an die Klassen ausgegeben wird. In einem Jahr hat eine Klasse auf den Besuch eines Musicals in Hamburg hingearbeitet und sich den Traum schließlich gemeinschaftlich erfüllt. Die Eintrittskarten und die Zugfahrt konnten für alle über die Einnahmen der Schüler:innenfirma finanziert werden. So lernen die Schüler:innen, sich über die gemeinsame Teamarbeit Wünsche zu erfüllen.
Nach seinen eigenen Wünschen für die Schüler:innenfirmenarbeit gefragt, antwortet Herr Jänisch: „Die Welt von vielen Schüler:innen ist sehr klein. Gestern waren wir in Berlin in einem indischen Restaurant und die Schüler waren anfangs ganz kritisch, beim Essen dann aber ganz überrascht, dass das Essen lecker war. Es ist erstaunlich, wie behäbig diese jungen Menschen gegenüber Veränderungen sind. Trotzdem sind sie reflektiert. Einer der Schüler meinte gestern: Wenn ich nur in meinem Milieu bin, in dem jeder so denkt, dann kann ich ja gar nicht anders denken. Das ist eine bemerkenswerte Einsicht. Ich wünsche mir, die Welt über die Schülerfirmenarbeit für die Jugendlichen größer zu machen. Ein Austausch zwischen Schülerfirmen wäre dafür gut, wie bei der Schülerfirmenmesse im FEZ Berlin. Es geht nicht nur um die Schülerfirma, sondern darum, die Welt größer zu machen. Der Unterricht ist nach wie vor traditionell in 45 Minuten eingeteilt und findet im Klassenzimmer statt – wir brauchen mehr Praxisanteile und mehr Mut, einfach mal zu machen.“
So zeigt die SchülerWerft aus Storkow an diesem Innovationstag eindrucksvoll, wie junge Menschen durch die Arbeit in einer Schüler:innenfirma schon früh den Unternehmergeist und Mut vermittelt bekommen, um kreative Ideen zu entwickeln und voranzutreiben, mit denen sie den technologischen und gesellschaftlichen Wandel der Zukunft gestalten können.